Reden von Hans-Peter Storz

18. April 2012 - Agrartourismus in Baden-Württemberg

Auszug aus dem Plenarprotokoll 15/33: Abg. Hans-Peter Storz SPD: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Rapp, ich glaube, über die Bedeutung des Tourismus, gerade auch für den ländlichen Raum, sind wir uns einig. Das haben wir hier schon kürzlich diskutiert, als wir die Große Anfrage der SPD miteinander abgearbeitet haben. Ich glaube, darüber brauchen wir nicht lange zu reden. Klar ist, die Erwartungen der Menschen, die in Urlaub gehen, sind so vielfältig und so individuell wie die Menschen selbst. Daher gibt es auch eine Vielfalt von Angeboten, von denen der Agrartourismus ein Segment bildet. Allen Urlaubern ist aber gleich, dass sie mit bestimmten Erwartungen in Urlaub fahren. (Abg. Winfried Mack CDU: Das stimmt!) Dafür haben sie auch gute Gründe. Denn der Urlaub kostet Geld. Dafür erwarten sie zu Recht eine Gegenleistung. Wenn wir heute über die Chancen des Agrartourismus für den ländlichen Raum sprechen, dann müssen wir, denke ich, auch das berücksichtigen. Wenn ländliche Betriebe touristische Angebote machen, dann muss der Rahmen stimmen. Die Urlauber kommen nicht von allein. Was erwarten die Urlauber, wenn sie im ländlichen Raum Urlaub machen? Sie erwarten zuerst einmal intakte Landschaften, die Raum für Erholung bieten. Darum ist gerade dieses „Magische Dreieck“, das Sie auch angesprochen haben, wichtig, dass nämlich Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus zusammenkommen. Denn ohne Naturschutz bleibt die Land¬schaft nicht intakt, und für die Pflege der Kulturlandschaft sind die landwirtschaftlichen Betriebe unverzichtbar. Nur wenn beides funktioniert, hat auch der Tourismus auf dem Land eine Chance. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen) Es ist daher richtig und wichtig, dass wir das Prinzip der Nachhaltigkeit bei den Förderprogrammen im Tourismus stärker berücksichtigen, als dies bisher geschehen ist, gerade im Blick auf diese Situation. Gerade in landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten – das haben Sie auch deutlich gemacht –, in den Regionen des Schwarzwalds, ist das Potenzial des Agrartourismus als zu¬sätzliche Einnahme für die landwirtschaftlichen Betriebe be¬sonders hoch. Darin liegt auch die Chance eines Nationalparks, wenn dort der Tourismus weiter ausgebaut werden kann. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen) Ich möchte hier noch eine Anregung der Landfrauen einbringen. Wir Abgeordneten im Süden waren kürzlich bei den Landfrauen eingeladen. Ich möchte erst einmal deren Engagement betonen, das in diesem Zusammenhang nicht genug geachtet werden kann. Denn es sind gerade die Landfrauen, die durch ihre Arbeit zum einen in der landwirtschaftlichen Produktion auf dem Hof und zum anderen noch nebenher im Fremdenverkehr, bei der Vermietung von Fremdenzimmern oder Ferienwohnungen, oder auch in der Direktvermarktung aktiv sind und all dies schultern. (Abg. Bärbl Mielich GRÜNE: Die sind innovativ und kreativ!) Ich glaube, da haben die Landfrauen ein großes Lob verdient. (Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen) An den Tischen wurde mit den Landfrauen über manches dis¬kutiert, etwa über dies: Je mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind – ich denke, das gilt genauso für die Wanderer –, desto größer ist entlang der entsprechenden Routen der Bedarf an Unterkünften. Hier gibt es schon viele engagierte Landfrauen, die sehr gern die beliebten „Fahrradhäusle“ – ein Begriff, der sich inzwischen wohl etabliert hat – einrichten und bauen würden und damit den Touristen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind, eine entsprechende authentische Unterkunft bieten wollen. Die Schwierigkeit ist nun, dass es Widersprüche in den gesetzlichen Regelungen gibt. Da muss man, denke ich, drin¬gend herangehen. Es ist nämlich nicht verständlich, warum durch das Agrarinvestitionsförderungsprogramm jeweils 25 Gästebetten in diesem Bereich förderfähig sind, während nach dem Baurecht nur 15 Betten erlaubt sind. Ich denke, man muss bestrebt sein, diese Widersprüche in den Regelungen aufzulösen. (Zuruf von der SPD: Ja!) Klar ist: Die Landesregierung hilft den einzelnen Betrieben bei der Finanzierung von Investitionen. Sie unterstützt damit die vorhandene Bereitschaft und den Unternehmergeist im Land und ermöglicht Vorhaben, die ohne Förderung in vielen Fällen nicht möglich wären. Klar ist auch: Neben dieser Einzelförderung ist die Ausbildung und Weiterbildung – Sie haben es hier betont, Herr Rapp; das sehen wir genauso – wichtig. Klar ist zudem: Es wird immer wichtiger werden, das touris¬tische Potenzial weiterer Regionen des Landes mit innovati¬ven Projekten zu erschließen. Dazu zählt das LEADER-Projekt, das die Regierung in der Stellungnahme zum vorliegen¬den Antrag erwähnt hat. Dieses Projekt läuft noch bis Ende 2013. Ich denke, es ist bald Zeit, dass wir miteinander Bilanz ziehen und gegebenenfalls Entscheidungen zur Anschlussfinanzierung treffen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen) Ich möchte zum Schluss kommen und noch einmal deutlich machen: Die Urlauber kommen nicht von allein. Sie kommen dann, wenn eine Urlaubsregion attraktiv und bekannt ist. Auch im Tourismus im ländlichen Raum, im Agrartourismus, ist es Aufgabe der Betriebe und der Kommunen, attraktive Ange¬bote zu schaffen. Unsere Aufgabe ist es dann, gute, nachhal¬tige Ansätze zu unterstützen, zu verstärken und wirksam zu machen. Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen)

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